Porträt Patrick Burghardt

Kommentar von Patrick Burghardt

Der Staatssekretär für Digitale Strategie und Entwicklung und Chief Information Officer des Landes Hessen über die agile Entwicklung der TDP.

Geplatzte Zeitpläne, explodierende Kosten oder nicht erfüllte Anforderungen sind lei­der ein immer wiederkehrendes Problem bei Projekten, egal ob in der Wirtschaft oder in der Verwaltung. Häufige Ursache ist, dass Anforderungen komplexer Projekte zu Beginn noch gar nicht vollumfänglich überblickt werden. Eine er­folgversprechende Möglichkeit, dieses Dilemma zu umgehen, ist ein agiles Projektvorgehen: Kundinnen und Kunden, Entwicklerinnen und Entwickler sowie das Management agieren kontinuierlich zusammen, definieren gemeinsam eine in einem überschaubaren Zeitrahmen umzusetzende Funktionalität und bewer­ten nach festgelegten Intervallen den erzielten Fort­schritt. Ist das gewünschte Ergebnis entstanden? Ist das Vorhaben auf dem richtigen Weg, oder muss nachgebessert werden? All dies fließt in den nächsten Umsetzungszeitraum ein, in dem neue Funktionalitäten hinzugefügt werden. Durch die ständige Rück­kopplung wird für alle Beteiligten transparent, wo das Projekt steht.

Wir haben uns in Hessen schon frühzeitig mit der agi­len Projektmanagement-Methodik Scrum auseinan­dergesetzt und diese gemeinsam mit der HZD er­probt: Die Entwicklung der bundesweiten Spielersperrdatei OASIS war eines der ersten Projekte. Und auch bei der Erstellung der Technischen Digitalisierungsplattform (TDP) haben wir uns für die Scrum-Methode entschieden.

Dies ermöglicht uns, an der Plattform zu arbeiten, ohne sehr früh fixiert zu haben, wie diese final ausse­hen soll. Dadurch sind wir flexibel im Umgang mit Än­derungsanforderungen und können auf Entwicklun­gen oder geänderte Rahmenbedingungen kurzfristig reagieren, um das optimale Produkt – in diesem Fall die Plattform und das Werkzeug nicht nur für die OZG-Umsetzung, sondern für die Verwaltungsdigitali­sierung in Hessen – zu schaffen.

Ganz wichtig im agilen Projektmanagement ist, dass die Mitgestaltungsspielräume groß sind. Ressortver­antwortliche wirken in der Rolle der Business Owner an der Weiterentwicklung mit. Das heißt, die Platt­form dient nicht lediglich der Umsetzung des OZG, sondern darüber hinaus der Digitalisierung der kom­pletten Verwaltungsprozesse – von der Antragsstellung bis zur Zustellung des Bescheids. Die TDP bietet Entwicklerinnen und Entwicklern wie auch Administ­ratorinnen und Administratoren einen standardisier­ten, leichten Zugang zu einer sukzessiv auszubauen­den Anzahl an Werkzeugen und Funktionen, die als Service verfügbar gemacht werden. Die Services kön­nen zu spezifischen Verwaltungsprozessen orchest­riert werden, ohne die Komplexität der zugrundeliegenden IT-Systeme berücksichtigen zu müssen. Ohne diese Plattform wären einzelne komplexe Projekte mit einer Vielzahl an Teams erforderlich, um die einzelnen Systeme individuell zu integrieren. Der Plattforman­satz und das agile Vorgehen bei der Technischen Digitalisierungsplattform sind wichtige Aspekte bei der praktischen Umsetzung der Strategie „Digitale Ver­waltung Hessen 4.0“.