Straßenkurve mit Baustellenschild bei Nacht, die in Langzeitbelichtung fotografier wurde und die Lichter der fahrenden Autos als gelbe und weiße Linien zeigt

Auf dem Weg zu Wolke 7

Mit dem Onlinezugangsgesetz hat die Bundesregierung einen Schub der Digitalisierung von Verwaltungsleistungen ausgelöst. Auf europäischer Ebene wurde das Programm der „Digitalen Dekade“ bis 2030 ausgerufen. Zunehmend werden schnelle und einfache digitale Verwaltungsleistungen sowohl von Bürgerinnen und Bürgern als auch von der Politik eingefordert. Deren Anforderungen hinsichtlich Einfachheit, Nutzen und Verfügbarkeiten werden durch die alltäglichen Erfahrungen der Nutzung von internetbasierten Dienstleistungen geprägt.

Die hessische Landesverwaltung arbeitet in vielen Bereichen an der Digitalisierung von ­Verwaltungsleistungen. Bisherige papiergestützte Antrags- und Bearbeitungsprozesse ­werden ­modernisiert, neue Verfahren etabliert und Leistungen umfassend ­digital konzipiert. Dabei liegt der Fokus der Modernisierung immer darauf, möglichst hohen Nutzen zu erreichen. Die Strategie „Digitale Verwaltung Hessen 4.0“ (DVH 4.0) greift diesen Ansatz auf und formuliert das im Nutzenversprechen, wonach eine Antragstellung einfach und transparent sein soll.

Digitales Hessen – Wo Zukunft zuhause ist

In allen Bereichen der hessischen Landesverwaltung sorgen wir im Sinne der Nutzen- und Serviceorientierung für moderne, effiziente und transparente Verwaltungsprozesse. Dazu gehört auch die Einbeziehung neuester Technologien und digitaler Innovationen in die Aufgabenerledigung der Landesverwaltung. KI, maschinelles Lernen (ML) und vor allem Cloud-Technologien eröffnen flexible, skalierbare und standardisierte Lösungen für Arbeitsprozesse in der Verwaltung und tragen wesentlich zu Effizienzsteigerungen bei. Dabei spielen Sicherheit und Datenschutz eine herausragende Rolle, denn wir wollen Potenziale heben und gleichzeitig die Risiken im Blick behalten.

Nutzenversprechen: bürgernah, kundenfreundlich und sicher

Über die Antragstellung hinaus gilt dieser nutzengetriebene Modernisierungsansatz für alle Verfahren der Verwaltung. Prozesse werden in diesem Zusammenhang künftig einfacher, schneller und aus der Erwartungshaltung der Nutzerin und des Nutzers heraus geplant. Das bedeutet, dass auch die Erwartungen an Verfahren und deren technische Umsetzung steigen. Die Erfüllung dieser Erwartungen bedingt eine neue technologische Orientierung der IT des Landes. Schnelle Entwicklung und kurze Bereitstellungzeit von Services sowie deren sicherer Betrieb mit ausreichenden Skalierungsfähigkeiten stehen im Zentrum dieser Neuausrichtung.

Cloud-Lösungen als technisches Fundament

Viele der heute im Alltag als selbstverständlich wahrgenommenen digitalen Leistungen basieren auf Cloud-Technologien. Diese sind gekennzeichnet durch jederzeitige Verfügbarkeit und Bereitstellung einer Leistung ohne zusätzlichen Eingriff eines Menschen. Dabei ist die Zuordnung zu einem physischen Computersystem nicht mehr möglich. Häufig werden Leistungen aus unterschiedlichen Komponenten auf verteilten Systemen erstellt und zusammengefügt. Plötzlich auftretende Lastspitzen können ohne Ausfallzeiten ­aufgenommen werden, was eine permanente Überwachung der Lasten und Auslastung aller beteiligten Komponenten erfordert. Zusätzlich können verbrauchsgenaue Abrechnungen erstellt werden. Die Leistungen werden in unterschiedlichen Betriebsmodellen angeboten, sodass Nutzende bedarfsgerecht wählen können, welche Leistung und Qualität erforderlich ist.

Klassische IT-Systeme werden diesen Anforderungen häufig nicht oder nur mit sehr hohem Aufwand gerecht, da sie in der Bereitstellung nicht automatisiert sind. Solche Verfahren sind nicht zur Verteilung geeignet und unterstützen keine Skalierungs- oder Abrechnungsfunktionen. Um solche Fähigkeiten in einer Software zu erhalten, sind in Entwicklung und Betrieb neue Entwurfsmuster, Architekturen und Werkzeuge nötig.

Organisatorisch bedingt die Verwendung von Cloud-Technologien Veränderungen im Arbeitsalltag für IT-Dienstleister wie die HZD, Entwickelnde und Auftraggebende. Das Erzeugen und Verbinden der genannten Komponenten zu einem IT-Angebot erfordert eine wesentlich höhere Fokussierung auf einzelne Aufgabenstellungen, die schneller in einem kürzeren Takt realisiert werden. Damit findet ein ständiger Weiterentwicklungsprozess der IT statt, welcher wiederum eine ständige Weiterentwicklung der Organisation und ihrer Mitwirkenden erfordert. Angepasst darauf gibt es bereits viele verschiedene etablierte Methoden und Lösungen. Agile Entwicklung, Container, enge Verzahnung von Entwicklerinnen und Entwicklern sowie Administratorinnen und Administratoren (DevOps) und Portfoliosteuerung sind einige Beispiele der inzwischen weithin bekannten Ansätze.

Der Einsatz und die Anwendung der Methoden, Technologien und Prinzipien des Cloud Computings erfordern bei den Beteiligten neue Kenntnisse und Fertigkeiten. Diese werden gezielt über digitale Weiterbildung, Collaboration und entsprechende Informationsangebote bereitgestellt bzw. vermittelt.

Hessen macht sich auf den Weg

Der Geschäftsbereich der Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung – Abteilung „Verwaltungsdigitalisierung“ – und die HZD haben sich im vergangenen Jahr auf den Weg der Cloud-Transformation begeben. Die HZD wird der Cloud-Provider für die hessische Landesverwaltung. Die Prinzipien und Ziele der Cloud-Strategie richten sich an der Digitalstrategie des Landes Hessen und an der DVH 4.0 aus. In ihr heißt es: „Die technische Umsetzung der DVH liegt in der Hand der IT-Dienstleister des Landes: der Hessischen Zentrale für Datenverarbeitung (HZD) und des Hessischen Competence Centers (HCC) für die Landesebene und ekom21 für die kommunale Ebene. Sie treiben die entsprechenden Programme und Projekte mit eigenen oder mit von ihnen beauftragten und gesteuerten externen Ressourcen voran.“

Am Thema Cloud führt kein Weg mehr vorbei. Die HZD hat sich in den vergangenen Jahren bereits intensiv mit Cloudisierung beschäftigt. Mit ihr haben wir eine Partnerin auf Augenhöhe an unserer Seite, die sich sowohl konzeptionell als auch in der praktischen Umsetzung stark in das Thema einbringt.

Marcus Milas HMinD, Abteilungsleiter „Verwaltungsdigitalisierung“

„Der Weg der Cloud-Transformation, auf den wir uns als HZD begeben, wird die zukünftige Ausrichtung der HZD nachhaltig verändern. Diese Veränderungen werden dazu führen, dass wir uns wandeln – von einem klassischen Rechenzentrums-Anbieter mit einem Angebot in Cloud-Technik hin zu einem vollwertigen Cloud-Anbieter mit einem umfangreichen Gesamtangebot für alle Bedarfe unserer Kunden“, zeichnet Joachim Kaiser, Direktor der HZD, den Weg.

Am 1. Januar fiel in der HZD der „Startschuss“. Die Roadmap sieht vier große Phasen der Cloud-Transformation in der HZD vor.

Die HZD baut ein vollständiges Cloud-Ökosystem auf, in dem sie der zentrale Ansprechpartner für die Landesverwaltung und weitere Stakeholder ist, beispielsweiseVerbundpartner in föderalen Kooperationen, die Expertenrolle für Cloud-Transformation, -Entwicklung und -Betrieb.

Der Kern des Ökosystems ist die Verfahrenscloud Hessen (VCH) als das zukünftige, hybride Cloud-Angebot. Die VCH wird in Zukunft mehr sein als eine technische Plattform. Sie wird das Aushängeschild der HZD für den Cloud-Mix, aus dem das beste Gesamtpaket für jeden Bedarf zusammengestellt werden kann. Je nach Anforderung und Lösung wird bei der Transformation in die VCH ein Private-, Community- oder Public-Cloud-Modell gewählt – oder eine Mischung aus allem.

 

Phase 1: Ramp-up
 

Wir lernen Cloud

Die HZD widmet sich intensiv bestehenden und neuen Themen rund um die Cloud-Transformation und richtet diese an der Cloud-Strategie aus.

Die HZD ist bereits seit Jahren dabei, neue Technologien zu erlernen, zu erforschen und aktiv einzusetzen, die als Basis für Cloud-Angebote und eine nachhaltige Transformation dienen werden. Mit der Umsetzung der Cloud-Strategie werden diese Aktivitäten unter einer gemeinsamen Governance gebündelt und sorgen so dafür, dass alle Anstrengungen in die gleiche richtige Richtung zielen und auf die Vision einzahlen.
(Laufzeit: bis Mitte 2023)

Ziele:

  • Kräfte bündeln und auf gemeinsames Ziel ausrichten
  • organisatorische Voraussetzungen schaffen
  • Weiterbildung VCH und Cloud-Services

Phase 2: Sprinten
 

Wir können Cloud

Alle Aktivitäten rund um die Cloud-Transformation sind gebündelt und zielgerichtet an der Cloud-Strategie ausgerichtet. Mögliche Hindernisse und Hemmschuhe sind erkannt und eliminiert worden. Jetzt folgt eine ambitionierte, auf Lieferfähigkeit ausgerichtete Phase.

(Laufzeit: bis Mitte 2025)

Ziele:

  • Organisation verändern
  • Cloud-Services ausbauen
  • Kulturwandel vollziehen
Phase 3: Vision erreichen
 

Wir erleben Cloud

Phase 3 stellt mit dem Erreichen der Vision der Cloud-Strategie den vorläufigen Höhepunkt der Roadmap dar.

(Laufzeit: bis Ende 2025)

Ziel:

  • Cloud als Tagesgeschäft

Phase 4:

Ausbauen
 
Wir beherrschen Cloud
In dieser letzten Phase geht der Blick über die Vision der Cloud-Strategie hinaus und wagt einen Ausblick auf eine mögliche Zukunft der Verwaltung. Die HZD ist anerkannter Anbieter von Cloud-Lösungen mit einem breiten Spektrum an technischen, organisatorischen und strukturellen Ressourcen, um Smart Government Wirklichkeit werden zu lassen.
 

 

Autorin/Autoren des Beitrags

Marcus Milas
Abteilungsleiter Verwaltungsdigitalisierung HMinD

Janina Einsele
Programmleitung Cloud-Transformation bei der HZD

Dr. Alberto Kohl
Programmleitung Cloud-Transformation bei der HZD

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