Joachim Kaiser übernimmt 2014 den Direktorposten bei der HZD. In der Verwaltung beginnt gerade ein umfassender digitaler Transformationsprozess. Der damalige Finanzminister Dr. Thomas Schäfer und Innenminister Peter Beuth stellen im Spätsommer 2015 die „Digitale Verwaltung Hessen 2020“ vor – einen Masterplan, bei dem die HZD als Partner für die technische Umsetzung fungieren soll. Das umfassend gedachte Vorhaben ist eine Chance, die Joachim Kaiser direkt zu Beginn seiner Amtszeit ergreift, um seine neue Wirkungsstätte auf die aktuellen und künftigen Aufgaben auszurichten. Auf das ambitionierte Vorhaben ist der studierte Jurist bestens vorbereitet: Er war zuvor über zehn Jahre im Hessischen Finanzministerium für die Organisation der Ressortdienststellen, insbesondere der Finanzämter, verantwortlich und versteht es, komplexe Veränderungsprozesse zu lenken.
Abschied Joachim Kaiser
Mit Herzblut für die Digitalisierung der Landesverwaltung
Von Beginn an formuliert er gemeinsam mit seinem Führungsteam die Vision und die strategischen Ziele der HZD neu, um sie als einen „Motor der Digitalisierung“ zu etablieren. Die Weiterentwicklung spiegelt sich auch in der organisatorischen Struktur wieder – die Produktabteilung der HZD entsteht, das Enterprise Architekturmanagement und das Zentrales Projektmanagement werden etabliert und zahlreiche Kundenverfahren in der Abteilung Landesverfahren gebündelt. Um eine solide technische Basis für den Digitalisierungsprozess zu schaffen, nimmt Joachim Kaiser in den Rechenzentren der HZD umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen in Angriff – ein wichtiger Grundpfeiler für das spätere Programm „24/7 – Hochverfügbarkeit“ und das Programm Cloud-Transformation.
Unter seiner Leitung treibt die HZD den Standardisierungsprozess in der Landes- IT stark voran. Über mehrere Jahre wird der HessenPC, der Standard-IT-Verwaltungsarbeitsplatz, mit über 83.000 Clients in allen Verwaltungsbereichen ausgerollt. Parallel bewährt sich die HZD in der ersten Flüchtlingskrise 2015/2016 mit der Modernisierung und Neukonzeption der IT-Verfahren der Flüchtlingsverwaltung.
Gleichzeitig setzt die HZD auf eine konsequente Mobilitätsstrategie für den Verwaltungsarbeitsplatz mit mobilen Endgeräten, Videokollaboration mit Chatfunktionen und einem Remotezugriff auf die Standardanwendungen und Fachverfahren der Verwaltungen. Wie wichtig und richtig die Entscheidung der HZD war, frühzeitig auf einen mobilen IT-Arbeitsplatz zu setzen, zeigt sich spätestens 2020 mit Beginn der Corona-Pandemie. AHA-Regel und Lockdown erhöhen über Nacht den Bedarf an mobilen IT-Arbeitsplätzen um ein Vielfaches und damit einhergehend die Anforderungen an Netzkapazitäten, Zugriffsmöglichkeiten und Tools zur Zusammenarbeit auf Distanz. Ohne die mobile Einwahl über HessenAccess, das Kollaborationstool HessenConnect und die Versorgung mit mobilen HessenPC- Endgeräten wäre das Arbeiten von Zuhause in diesem Ausmaß nicht realisierbar gewesen. Innerhalb kürzester Zeit baut die HZD die existierenden Kommunikationsinfrastrukturen aus und hat so entscheidenden Anteil daran, dass die gesamte Landesverwaltung in Zeiten des Corona-Lockdowns arbeitsfähig bleibt. Auch darüber hinaus leistet die HZD wichtige Beiträge zur Bewältigung der Corona-Krise, etwa durch die IT-Versorgung der hessischen Impfzentren.
Mit der Verabschiedung des Onlinezugangsgesetzes 2017 fällt ein weiterer wichtiger Meilenstein der Verwaltungsdigitalisierung in die Amtszeit von Joachim Kaiser. Die stark auf Standardprodukte ausgelegte Ausrichtung der HZD und der Fokus auf interoperable IT-Lösungsbausteine erweist sich auch in dieser Hinsicht als klug gewählter Ansatz: Die Fülle der anstehenden Aufgaben ist nur in einem zeitlich und finanziell vertretbaren Rahmen zu bewältigen, wenn erprobte Anwendungen auf der Basis eines ganzheitlichen Architekturansatzes und standardisierter Prozesse entwickelt und nach dem Einerfür- alle-Prinzip auch von weiteren Akteuren im Bund, anderen Bundesländern und Kommunen genutzt werden können.
Ein weiteres strategisches Anliegen von Joachim Kaiser war es immer, den hohen Konsolidierungsgrad der Landes- IT in Hessen über die Jahre hinweg zu erhalten und immer wieder zu erneuern, sei es bei landesweiten Digitalisierungsprojekten – wie ganz aktuell der Einführung eines neuen Dokumentenmanagementsystems in der Landesverwaltung – oder bei Ressortvorhaben wie der Modernisierung der polizeilichen IT, der Weiterentwicklung der steuerlichen Verfahren im Rahmen von KONSENS und dem eJustice-Programm der hessischen Justiz.
Unter der Leitung von Joachim Kaiser hat die HZD 2022 das Programm Cloud-Transformation gestartet, um bis 2025 den Wandel vom klassischen Rechenzentrum mit einzelnen Cloud- Angeboten zu einem vollwertigen Cloud-Anbieter in Form einer Multi- Cloud (Private, Public und Community Cloud) auf Basis eines Cloud-Ökosystems zu vollziehen, das sich aus Cloud-Service-Beratung, Cloud-Service-Entwicklung und Cloud-Service-Betrieb zusammensetzt.
Vor dem Hintergrund wachsender Cyberbedrohungen und einer krisenhafter werdenden Weltlage sind aktuell die Aktivitäten und Planungen der HZD zu einem umfassenden Informationssicherheits- und Notfallmanagement nochmals deutlich gesteigert worden. Bis zuletzt war es Joachim Kaiser auch wichtig, kontinuierlich IT-Innovationen in die Arbeit der HZD zu transferieren. In jüngster Zeit ist der Aufbau eines Kompetenzteams Künstliche Intelligenz Ausdruck dieser Haltung.
Über die gesamte Zeit als Direktor hinweg hat Joachim Kaiser das Ziel verfolgt, die HZD zu einem modernen und attraktiven Arbeitgeber zu formen. Die Einführung eines Wertemanagements, eine aktive und auf Partizipation ausgerichtete Unternehmenskultur, Transparenz und eine lebendige interne Kommunikation, neue Wege bei der Personalgewinnung und Personalentwicklung hat er initiiert und gefördert. Denn für ihn waren und sind es vor allem die Menschen in der HZD, die die Garanten für Innovation und fachlich kompetente Umsetzung, das Aufrechterhalten sowie die Weiterentwicklung der hohen IT-Standards in Hessen sind.
Nach über neun Jahren an der Spitze der HZD verabschiedet sich Joachim Kaiser am 31. Oktober 2023 im Rahmen einer Feierstunde in den Ruhestand. Zu den geladenen Gästen zählen hochranginge Vertreterinnen und Vertreter aus der gesamten Landesverwaltung. In seiner Laudatio bedankt sich Finanzstaatssekretär Dr. Martin Worms für das außerordentliche Engagement des scheidenden Direktors: „Sein hohes Maß an strategischem Denken sowie seine Weitsicht, Flexibilität und Konsequenz, aber auch seine Einsatzbereitschaft für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben Joachim Kaiser während seiner gesamten beruflichen Laufbahn ausgezeichnet.“ Staatssekretär Patrick Burghardt würdigt Kaisers Einsatz in einer herausfordernden Zeit des technologischen Wandels: „Sie haben stets dafür gesorgt, dass die Landesverwaltung auf diese neuen Herausforderungen eingestellt ist. Unter anderem haben der HessenPC und HessenAccess dazu geführt, dass die Landesverwaltung auch in Zeiten der Kontaktbeschränkungen in der Pandemie weiter nahtlos arbeitsfähig war.“
Grußwort Joachim Kaiser
Im Namen der gesamten HZD danken wir Joachim Kaiser und wünschen ihm für den neuen Lebensabschnitt alles Gute, Gesundheit und viel Zeit für private Herzensprojekte!