Die vergangenen Jahre und auch das noch laufende Jahr haben uns gezwungen, uns Dinge vorzustellen, die wir glaubten, uns nicht vorstellen zu können, weil wir sie uns nicht vorstellen wollten: das Land und Europa nahezu im Stillstand während der Pandemie, eine Unwetterkatastrophe im benachbarten Bundesland, bei der zahlreiche Menschen starben, ein Krieg am Rande Europas, der uns stärker und unmittelbarer betrifft als zahllose bewaffnete Konflikte zuvor. Diese unvorstellbaren Ereignisse haben aber auch dazu geführt, dass wir uns Gedanken darüber machen, wie wir den Alltag unter derart geänderten Umständen anders gestalten können – im Privaten wie auch im Beruflichen. So sind zum Beispiel Themen wie Ressourcenverbrauch und Nachhaltigkeit viel stärker ins Bewusstsein vieler Menschen gerückt.
Bei diesen Überlegungen spielt auch die IT eine wichtige Rolle. Und das in mehrerlei Hinsicht: Es sind nicht nur die sogenannten seltenen Erden, die – aus anderen Ländern importiert oder dort verarbeitet – als eine wichtige und knappe Ressource die Frage aufwerfen, wie lange wir uns noch neue Handys leisten können. Auch ein Mangel an anderen Komponenten – sei es aus Material- oder Logistikgründen – kann die Beschaffung von IT zu einem Glücksspiel machen. Dann ist Kreativität bei der Suche nach alternativen Lösungen gefragt. Der Energieverbrauch von IT ist ein weiteres Thema, und das nicht nur bei Großverbrauchern wie Rechenzentren oder Einrichtungen mit vielen IT-Arbeitsplätzen, die hier einen Beitrag zum Sparen leisten können. So kleine Maßnahmen wie das Ausschalten von WLAN in der Nacht, von Bildschirmen, wenn diese nicht gebraucht werden, oder das Stromlos- Schalten von Netzteilen bzw. Stand-by-Geräten schienen uns lange Zeit überflüssig oder vernachlässigbar – „das bisschen Strom...“. Aber das geflügelte Wort von den kleinen Menschen, die kleine Dinge tun und damit die Welt verändern, greift wohl auch hier und rückt die Dinge in ein anderes Licht. Die betriebswirtschaftliche Bedeutung kleiner Beiträge durch Nischenprodukte hat in der „digital economy“ sogar einen eigenen Namen: the long tail.
IT spielt in diesen Zeiten aber nicht nur die Rolle des (Energie-)Verbrauchers. Auch die Frage, wie uns IT hilft, unter stark geänderten Rahmenbedingungen zurechtzukommen, beschäftigt uns auf ganz verschiedene Art und führt uns zugleich unsere Abhängigkeit davon vor Augen. IT-Sicherheit an sich, die Abhängigkeit kritischer Infrastrukturen von IT, und damit verbunden deren Schutz, sind viel stärker in den Blick der Öffentlichkeit gerückt, als noch vor wenigen Jahren. Etwa: „Was tue ich, wenn mein DSL-Router zuhause ausfällt und ich kein Web-Radio oder -TV mehr empfangen kann?“ Auf der anderen Seite kann IT (sprich: Informationstechnik) uns helfen, besondere Lagen besser zu bewältigen, indem sie Daten und Informationen bereitstellt, diese intelligent miteinander verknüpft und somit Entscheidungen auf einer breiteren Grundlage ermöglicht. Aber auch hier ist Augenmaß gefragt: Wieviel Energie – im engeren und im weiteren Sinn – und welche Ressourcen stecken wir in derartige Systeme, um für besondere Situationen gewappnet zu sein? Selbst wenn wir diese für unwahrscheinlich halten, sind sie nicht unmöglich. Das mussten wir gerade mehrfach lernen. Sich auf „alles Mögliche“ vorzubereiten, geht natürlich auch nicht. Aber einen Plan „für den Fall des Falles“ zu haben, kann uns dann helfen zu agieren und nicht nur zu reagieren.