Jeder von uns kennt die Situation, wenn der Urlaub vor der Tür steht, die Koffer gepackt sind, der Kühlschrank nur noch die lang haltbaren Lebensmittel enthält und der Herd schon zum dritten Mal überprüft ist, ob er auch wirklich ausgeschaltet ist. Dies könnte der Moment sein, in dem man den Wohnungsschlüssel vertrauensvoll in die Hände seiner Nachbarin drückt, die sich in den kommenden zwei Wochen um Post und Blumen kümmern soll. „Aber Vorsicht mit dem Benjamini, der darf nur einmal die Woche gegossen werden, die Monstera mag keine direkte Sonneneinstrahlung und die Tomaten auf dem Balkon keinen Regen.“ Will ich meine Pflanzen nach meiner Rückkehr genauso vorfinden, wie ich sie zurückgelassen habe, komme ich um eindeutige Kommunikation nicht drumherum. Ich muss mich mit der Nachbarin verständigen, ihr womöglich eine Liste aushändigen oder den feinsäuberlich ausgearbeiteten Bewässerungsplan Schritt für Schritt mit ihr besprechen.
Auch wenn mehrere Systeme gemeinsam eine Aufgabe erfüllen sollen, müssen sie miteinander kommunizieren. Dazu werden Schnittstellen zwischen ihnen geschaffen, die die technische Verbindung herstellen. Über eine festgelegte Sprache – ein Protokoll – können Nachrichten hin und her fließen. Doch so, wie auch wir Menschen uns manchmal nicht verstehen, obwohl wir die gleiche Sprache sprechen, muss bei der Kommunikation von Systemen sichergestellt werden, dass die Botschaft des einen auch die richtige Reaktion des anderen Systems auslöst. Das ist besonders dann spannend, wenn wir ein reales mit einem technischen System verbinden. Das Internet der Dinge steht für diese Verbindung zwischen der realen und der virtuellen Welt. Wir sammeln mit Hilfe von Sensoren Daten aus einem realen System, eine Anwendung interpretiert diese und löst eine Aktion aus.
Bleiben wir bei den Zimmerpflanzen. Schon so ein einfaches System wie eine Bewässerung für Topfpflanzen zeigt, dass es mehr braucht als Messen und Steuern. Welche Pflanze braucht wieviel Wasser, wenn der Boden trocken ist? Das technische System benötigt zusätzliche Informationen (z.B. die Pflanzenart) und ein Modell – im einfachsten Fall so etwas wie „liebt Feuchtigkeit, aber Staunässe vermeiden“. Und hier wird es schnell kompliziert: Verschiedene Pflanzenarten, Umgebungstemperatur, Lichtverhältnisse und eventuell Wettervorhersage – schon hat man ein größeres Modell mit verschiedenen Abhängigkeiten. Ein solch dynamisches Modell, dass der Steuerung von realen Systemen dient, nennt man auch „Digitaler Zwilling”. Je nach Anwendungsszenario können viele Informations- und Kommunikationstechniken dabei eingesetzt werden.
Insbesondere verschiedene Funktechniken für die Anbindung von Sensoren und Aktionen, Edge Computing für die Zwischenverarbeitung von Daten oder kognitive KI-Methoden zur Lageerkennung sind spannende Teilthemen, die wir in der HZD in einem smarten Gewächshaus als Showroom erproben und demonstrieren wollen. Mit klassischen Verwaltungsvorgängen wie Formularen, Anträgen und Bescheiden scheint das wenig zu tun zu haben. Aber indem reale und virtuelle Räume mit Hilfe solcher Techniken näher zusammenrücken, können Services für Bürgerinnen, Unternehmen und Organisationen miteinander verbunden werden.