Interview mit Dr. Schweinitz geschäftsführender Vorstand der PSITA

Neuer Name, bewährter Auftrag

Aus KOP-IT wird PSITA: Seit 2015 bündelt die Genossenschaft IT-Kompetenzen im Bereich der öffentlichen Verwaltung. Dass das viel mehr beinhaltet als die gemeinschaftliche Beschaffung von Hard- oder Software, berichtet der geschäftsführende Vorstand Dr. Johann Schweinitz im Interview und verrät, was hinter der Namensänderung steckt.

Herr Dr. Schweinitz, ihr Name steht für viele in der HZD stellvertretend für die KOP-IT. Doch hier ist jetzt Umdenken gefragt, denn die KOP-IT hat einen neuen Namen. Wie lautet er und was steckt hinter der Umbenennung?

Dr. Schweinitz: Der neue Name lautet PSITA eG – Public Sector IT Alliance. Die Umbenennung hängt mit der Gründung der Genossenschaft zusammen. Damals haben wir den Namen KOPIT als Wortmarke beim Deutschen Patent- und Markenamt schützen lassen und den Markenschutz dafür erhalten haben. Erst danach ist dem Amt aufgefallen, dass sie einen Fehler gemacht haben. Die Anmeldung durchlief also ein zweites Mal den Veröffentlichungsprozess. Dieses Mal allerdings legte eine Softwarefirma mit ähnlich klingendem Namen, die combit Software GmbH Widerspruch gegen die Markenanmeldung ein. Daraufhin begann ein mehrere Jahre andauernder Rechtsstreit, der aber weder zu einer Einigung noch zu einem Kompromiss mit der combit führte. In letzter Instanz entschied das Bundespatentgericht – leider zu unseren Ungunsten. Da half es auch nicht, dass wir unseren Namen zwischenzeitlich durch einen Bindestrich ergänzt hatten, also KOP-IT. So schien es uns letztendlich am sinnvollsten, einen harten Cut zu machen und auf einen komplett neuen Namen samt neuem Logo zu setzen. In enger Zusammenarbeit mit unseren Mitgliedern kamen wir dann auf „Public Sector IT Alliance“, PSITA abgekürzt. Wir sind aktuell dabei, die Wortmarke und das Logo schützen zu lassen. Dieses Mal mit besseren Aussichten auf Erfolg!

Logo PSITA - Schriftzug aus Großbuchstaben

Haben sich auch die Aufgaben der Genossenschaft verändert?

Dr. Schweinitz: Nein, mit der PSITA ist es ähnlich wie beim Schokoriegel: „Aus Raider wird jetzt Twix – sonst ändert sich nichts.“ Trotz der Umbenennung hat sich an der Ausrichtung und den Leistungen der PSITA nichts geändert.

Trotz der Umbenennung hat sich an der Ausrichtung und den Leistungen der PSITA nichts geändert.

Welches Ziel verfolgt die PSITA genau?

Dr. Schweinitz: Da muss ich ein wenig die Historie zurückgehen. Als vor vielen Jahren die Verwaltungsdigitalisierung und das Thema E-Government richtig Fahrt aufnahmen, sah das Land Hessen Handlungsbedarf. Denn egal, ob für Universitäten, Behörden oder IT-Dienstleister – die Anforderungen wuchsen stetig und tun es nach wie vor, die finanziellen und personellen Mittel für den Ausbau der dafür nötigen Infrastruktur sind jedoch begrenzt. Auf Initiative des damaligen CIO Horst Westerfeld und mit der Idee, die sehr dezentral organisierte IT des öffentlichen Bereichs zu konsolidieren und Know-how sowie Ressourcen zu bündeln, wurde im Juni 2015 die KOPIT eG gegründet. Gründungsmitglieder sind das Land Hessen – vertreten durch die HZD – zusammen mit der ekom21 als kommunaler IT-Dienstleister und die Goethe-Universität Frankfurt. Man wählte bewusst das Modell einer Genossenschaft. Denn sie sollte nicht kapitalwirtschaftlich arbeiten, sondern sich nutzenorientiert an den Bedarfen ihrer Mitglieder ausrichten. Die Kernaufgabe und das Ziel der PSITA-Genossenschaft ist es, den Mitgliedern Leistungen aus dem Bereich der IT anzubieten, um ihre Arbeit und ihre Weiterentwicklung zu unterstützen. Ganz nach dem Grundsatz „etwas zusammen unternehmen, gemeinsam Nutzen schaffen und Eigenständigkeit wahren“. 

Sie haben die Gründung damals mit auf den Weg gebracht. Wie sind Sie zu dieser Aufgabe gekommen?

Dr. Schweinitz: Bei der Gründung hatte man sich darauf verständigt, dass das Land Hessen die operative Geschäftsführung übernehmen solle. Da war es naheliegend, diese organisatorisch beim IT-Dienstleister des Landes, der HZD, anzusiedeln. Bevor ich Vorstand der Genossenschaft wurde, war ich von 2007 bis 2011 bereist für HZD tätig und habe das Schulungszentrum geleitet. Danach führte mich mein Werdegang weiter über die Beteiligungsverwaltung im Finanzministerium bis hin zu einem Start-up das Landes, wo ich die kaufmännische Verwaltung aufgebaut habe. Angesichts dieses beruflichen Hintergrunds war das HMdF der Ansicht, dass ich die Gründung der Genossenschaft vorbereiten solle – was ich dann auch getan habe. Seither bin ich geschäftsführender Vorstand und stellvertretender Vorstandsvorsitzender mit der Geschäftsstelle der PSITA eG in der HZD.

In den über neun Jahren seit Bestehen hat sich die Genossenschaft kontinuierlich weiterentwickelt und es haben sich verschiedene Geschäftsfelder herausentwickelt. Welche sind das?

Dr. Schweinitz: Nicht alle heutigen Geschäftsfelder waren von Beginn an klar. Sie haben sich zum Teil aus den Bedarfen unserer Mitglieder entwickelt. Denn als Genossenschaft entscheiden bei uns die Mitgliedsorganisationen, was wir unternehmen. Und soweit es unsere Kapazitäten zulassen, setzen wir diese Wünsche natürlich auch gerne um. So haben wir beispielsweise die IT-Rechtsberatung mit Unterstützung von Albrecht Rösler etabliert, der als Jurist mit der Befähigung zum Richteramt seit 2020 die Geschäftsstelle in der HZD verstärkt. Die Besonderheit ist nämlich die, dass eine Genossenschaft per Gesetz dazu berechtigt ist, ihre Mitglieder wie ein Anwalt rechtlich zu beraten, sofern das nicht der Hauptzweck der Genossenschaft ist.

Begonnen haben wir jedoch mit dem Geschäftsfeld der Organisation von Vergabeverfahren und der Bündelung von IT-Bedarfen. Und das tun wir bis heute. Unsere Aufgabe ist es, die Ausschreibungen anzubahnen, die Kontakte dafür herzustellen, die Bedarfe abzustimmen und den Vergabeprozess zu organisieren.

Ein weiteres wichtiges Geschäftsfeld sind die IT-Dienstleistungen. Hier vermittelt die PSITA von einem Mitglied zum anderen Dienstleistungen. Es geht also darum, Leistungen gegenseitig zur Verfügung zu stellen. Was uns zum vierten Geschäftsfeld führt, das immer mehr zunimmt: der Erfahrungsaustausch und Wissenstransfer. Denn es besteht großer Bedarf unter den Mitgliedern, Erfahrungen zu teilen und sich auszutauschen, beispielsweise zu den Themen Lizenzmanagement, IT-Sicherheit oder Datenschutz.

Es besteht großer Bedarf unter den Mitgliedern, Erfahrungen zu teilen und sich auszutauschen, beispielsweise zu den Themen Lizenzmanagement, IT-Sicherheit oder Datenschutz.

Hilft dabei auch die enge Verdrahtung zur HZD?

Dr. Schweinitz: Definitiv. Gerade was das Thema Ausschreibungen angeht, profitiert die PSITA sehr von der HZD als Mitgliedsorganisation. Denn die PSITA selbst führt keine Vergaben durch. Das übernimmt die HZD als zentrale IT-Vergabe- und Beschaffungsstelle des Landes sowie auch die ekom21 als kommunaler IT-Dienstleister. Über sie laufen im Auftrag der PSITA die Vergabeverfahren. Oder wir beteiligen uns an einer Standard-Ausschreibung der HZD wie beispielsweise für Druckertoner- und -tinte oder Standard-Hardware. Neben dem Knowhow in Sachen Beschaffung profitieren wir natürlich von der technischen und räumlichen Infrastruktur, die die HZD für uns bereitstellt.

Interviewsituation: Dr. Schweinitz sitzt gegenüber von Redakteurin in einem Büro

Welche Institutionen sind noch Mitglied in der PSITA?

Dr. Schweinitz: Abgesehen von öffentlichen IT-Dienstleistern und einer Kommune sind es Universitäten und Hochschulen. Die Anzahl der Mitglieder hat sich allein in den letzten eineinhalb Jahren mehr als verdoppelt. Inzwischen ist die PSITA auf 15 Mitglieder angewachsen. Und weitere Mitgliedschaften sind bereits in der Anbahnung. Die Idee war von Anfang an, dass die PSITA auch über die Grenzen von Hessen hinweg tätig sein solle. So gehören inzwischen beispielsweise die Stadt Mainz, die Universität des Saarlandes oder die Kommunale Informationsverarbeitung GmbH Thüringen zu unseren Mitgliedern.

Wo geht die Reise der PSITA hin? Welche Vorhaben auf Ihrer To-do-Liste ganz oben?

Dr. Schweinitz: Allein durch die stark gestiegene Anzahl der Mitglieder ist für mich und meinen Mitarbeiter in der Geschäftsstelle der Workload extrem angestiegen. Hier brauchen wir dringend personelle Unterstützung. Dazu bringe ich momentan die Ausschreibung einer Referentenstelle auf den Weg. Außerdem sind wir aufgrund der Mitgliederanzahl inzwischen in der Lage, dass die PSITA auch im eigenen Namen Vergabeverfahren ausschreibt und die Mitglieder bezugsberechtigt sind. Dazu sind wir in einem Abstimmungsprozess mit unseren Mitgliedern, um beginnend mit Client-Hardware erstmals selbst auszuschreiben. Weitere Herausforderung sind die Aufnahme weiterer Mitglieder und der Ausbau der Geschäftsfelder IT-Dienstleitungen und IT-Einkaufskooperationen.

Je größer wir werden, desto stärker muss auch der organisatorische Unterbau mitwachsen. Darin liegt aber auch ein großer Vorteil: Denn wir können mehr bewegen, weil mir dann mehr Schubmasse haben. Außerdem bedeuten neue Mitglieder immer auch neue Impulse. Dahingehend werden wir uns zwangsläufig organisatorisch verändern. Ab 21 Mitgliedern bekommt die Genossenschaft beispielsweise einen Aufsichtsrat. So entwickeln wir uns generisch weiter, um uns auch selbst durch unsere Leistungen zu finanzieren, was schon seit der Gründung der PSITA vorgesehen ist. Insofern ist die damalige Plan mit einer Genossenschaft von Herrn Westerfeld sehr gut aufgegangen.