HZD-Chronik_Bandkassetten in Hünfeld

Mehr als Justiz

Am 1. Juni 1990 beziehen planmäßig zehn Beschäftigte ihre neuen Büros in Hünfeld – zunächst im alten Landratsamt, nur einige Monate später Am Großenbacher Tor 1. Ausschlaggebend ist die Nähe zum zentralen hessischen Mahngericht in der osthessischen Stadt.

graues Bürogebäude. Davor steht ein Baum.
Am 1. Juni 1990 bezogen zehn (!) Kolleginnen und Kollegen planmäßig ihre neuen Büros in der osthessischen Stadt – zunächst und auch nur übergangsweise im alten Landratsamt. Wie schnell die Außenstelle wachsen würde, konnte damals auch keiner ahnen.

Die Hauptaufgabe der Außenstelle besteht nämlich zunächst in der Abwicklung des Automatisierten Mahnverfahrens (AUMAV) und des Dokumentendrucks des Mahngerichts. Mann der ersten Stunde ist Frank Werner. Zusammen mit Karl-Heinz Uhlemann koordiniert er den Aufbau der Außenstelle und leitet selbige 22 Jahre lang.

Zwei Männer im Anzug geben sich die Hand.
Der „Mann der ersten Stunde“: Frank Werner (rechts) ist der erste Leiter in Hünfeld. Zusammen mit Karl-Heinz Uhlemann koordiniert er den Aufbau und übt das Amt bis 2012 aus, bis Dr. Ulrich Schmidtberg ihn nach über 40 Jahren im Dienst des Landes Hessen in den Ruhestand verabschiedet.

Schlagzeilen 35 Jahre Hünfeld

1999 beschließt die hessische Justiz, das Elektronische Grundbuch einzuführen und darüber hinaus die IT ihrer 14.000 Arbeitsplätze zu modernisieren. Auf der Agenda stehen die Vollverkabelung aller Justizbehörden, eine IT-Vollausstattung, die Einführung zukunftsfähiger Justizfachanwendungen, der Aufbau von Client-/Servernetzwerken einschließlich der erforderlichen Kommunikationsfunktionen und flächendeckender Internetauftritte der Gerichte, Staatsanwaltschaften und Justizvollzugsanstalten mit einheitlichem Design. Da ist es auch für die Außenstelle der HZD an der Zeit, größer zu denken. Innerhalb nur eines Jahres entsteht ein landeseigenes Gebäude in der Mackenzeller Straße. Es bietet der stetig steigenden Anzahl an Beschäftigten ebenso Platz wie einem Hochsicherheitsbereich mit Rechenzentrum. Durch die kontinuierliche Zusammenarbeit wird die Außenstelle im Lauf des Großprojekts „Modernisierungsoffensive der hessischen Justiz“ zum festen und vertrauensvollen Partner der hessischen Justiz.

Neustrukturierungs- und Modernisierungsmaßnahmen bestimmen auch die nächsten Jahre: 2009 werden in Hünfeld der Justizdruck und das Wiesbadener Druckzentrum zusammengefasst. Drei Jahre darauf entsteht durch eine Umorganisation der HZD in Hünfeld die Abteilung J für die Belange der Justiz. Die Reorganisation sowie die Etablierung des zentralen IT-Service- Desk sind die ersten Herausforderungen, derer sich Herbert Guder als neuer Leiter der Außenstelle Hünfeld ab 2012 annimmt. In diese Zeit fällt auch die Errichtung der IT-Stelle der hessischen Justiz in Bad Vilbel, wodurch sich die Zusammenarbeit teilweise neu regelt und erheblich intensiviert.

Mann im Anzug steht angelehnt an Tisch und hält Handy in Hand.
Herbert Guder übernimmt 2012 die Leitung der Außenstelle bis zu seinem Ruhestand 2015. In seine Amtszeit fallen umfangreiche Neustrukturierungs- und Modernisierungsmaßnahmen.

Seit einigen Jahren haben mit dem Auf- und Ausbau des elektronischen Rechtsverkehrs die Anforderungen an die HZD in Hünfeld weiter zugenommen. Der Fokus liegt auf der Erfüllung der Vorgaben des Gesetzes zur Förderung des elektronischen Rechtsverkehrs mit den Gerichten. Um die Kräfte zu bündeln, schließen sich 2013 Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen zu einer Kooperation zusammen und gründen den e²-Verbund. Ein Jahr später kommen Sachsen-Anhalt, Bremen und das Saarland dazu. Heute deckt der e²-Verbund potenziell rund 60 Prozent der bundesweiten IT-Arbeitsplätze in der Justiz ab. Schon einige Jahre zuvor hat sich die HZD in Hünfeld intensiv mit der Unterstützung von elektronischen Empfangs- und Versende-Prozessen für die Gerichte beschäftigt und dafür das Produkt ELEVATOR entwickelt. Die Weiterentwicklung zum Produkt e²P ist heute der hessische Beitrag im e²-Verbund. Neben dem elektronischen Nachrichtenfluss beschäftigt sich die HZD in Hünfeld intensiv mit der technischen Realisierung der elektronischen Akte (E-Akte). Laut Gesetzgeber müssen Gerichte ihre Akten spätestens ab dem 1. Januar 2026 elektronisch führen.

Bereits seit Anfang 2022 ist der elektronische Rechtsverkehr in Hessen und allen anderen Bundesländern verpflichtend. Bis jedoch alle Vorgänge des Gerichtswesens vollständig elektronisch sowie ohne Medienbrüche ablaufen und bis die E-Akte flächendeckend eingeführt ist, müssen noch einige Meilensteine passiert werden. Dafür setzt die HZD neben ihren Aktivitäten im e²-Verbund auch in anderen Bereichen der Justiz-Digitalisierung verstärkt auf Kooperationen: Mit der von der HZD entwickelten und betriebenen elektronischen Fußfessel werden straffällig gewordene Bürgerinnen und Bürger im gesamten Bundesgebiet überwacht. Hier arbeitet die HZD eng mit der Gemeinsamen Überwachungsstelle der Länder (GÜL) zusammen. Auch die Einrichtung eines zentralen Schutzschriftenregisters (ZSSR) begleitet die HZD als IT-Partner aller Länder und hat dafür eine bundesweite Plattform eingerichtet, die mit 24/7-Betreuung im Einsatz ist. Zudem betreibt die HZD mit dem Hünfelder Druckzentrum inzwischen ein professionelles Output-Management, an dessen Mitnutzung andere Bundesländer interessiert sind.

Kamera-Team bei der Arbeit
Das Modellprojekt „Elektronische Fußfessel“ sorgt für mediales Interesse. Die HZD-Außenstelle ist u. a. für die Technik und den Betrieb zuständig. Im Februar 2003 dreht ein Kamerateam in den Räumlichkeiten der HZD in Hünfeld einen Beitrag für das 3sat-Magazin nano über die Fußfessel.

Die Zusammenarbeit mit Partnern der HZD sowie die Koordinierung der eJustice- Projekte gehören zu den zentralen Aufgaben von Hans-Georg Ehrhardt-Gerst, der die Außenstelle sowie die Abteilung J seit 2015 leitet. Und mit der Gewinnung von IT-Fachkräften bzw. der gezielten Förderung des IT-Nachwuchses ist eine neue Aufgabe hinzugekommen: Seit 2019 kooperieren die HZD und die Hochschule Fulda mit dem dualen Studium und bieten gemeinsam den praxisorientierten Studiengang „Angewandte Informatik“ an.

Hünfeld Harmonists

Was wäre die HZD in Hünfeld ohne die vielen stimmgewaltigen Männer: Angefangen mit der Bläsergruppe, die erstmals 2001 im damaligen Neubau in der Mackenzeller Straße auftritt, über den Männerchor bis hin zu den Hünfeld Harmonists (Foto links), die heute zu jeder internen Betriebsfeier und vor allem zum Kreppelkaffee gehören wie die Butter auf das Brot.

Mehrere Menschen lächeln in Kamera
Beim Besuch des Justizministers Prof. Dr. Roman Poseck 2023 in Hünfeld stehen u. a. die Besichtigung des Technischen Monitoring- Centers, die elektronische Fußfessel sowie das Druck- und Versandzentrum auf der Agenda.

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